Moderne Reitkunst

Gedanken zur Reitkunst

Die Empathie und ihre Tücken – Teil 1

Empathisch sein, sich in das Pferd hinein versetzen, ehrliche und aufrichtige Anteilnahme. Das sind für mich sooooo wichtige Bestandteile einer respektvollen Beziehung. Es ist ja wirklich nicht einfach, genau zwischen den menschlichen, den persönlichen und den erlebten Interpretationen zu unterscheiden. Man muss so höllisch aufpassen, dass man nicht seine Emotionen mit denen des Pferdes verwechselt. Und dann die richtige Reaktion auf eine Emotion des Pferdes zu finden.

Die Interaktion mit einem anderen Lebewesen ist ein wahrer Balance-Akt. Dies ist für mich gerade die wichtigste Fragestellung in der Arbeit mit meinem kleinen Spanier. Carrusel wird gerade erwachsen und verändert sich, auch in seinen Reaktionen auf mich und die Umwelt. Nun bin ich sehr gefordert, ihm so gut es geht eine Hilfe zu sein. Auf der einen Seite muss ich darauf achten, seine Probleme nicht zu meinen zu machen, andererseits möchte ich ja für ihn da sein und ihm Sicherheit geben. Natürlich passiert es mir, dass ich in sein Verhalten Unsicherheit interpretiere, aufgrund meiner Vorerfahrungen, Erwartungen, oder weil ich glaube, dass es so ist. Dann kommt es darauf an, ganz ehrlich zu sich selbst zu sein und auch ganz still zu sein, um wirklich mitzubekommen, welche Information denn tatsächlich vom Pferd kommt und welche Informationen wir unbewusst hinzufügen oder hinein interpretieren. Auch so wichtig, die eigene Reaktion zu kontrollieren, damit wir das Pferd nicht im Unwohlsein bestätigen oder Frechheit belohnen. Die Empathie hat also so ihre Fallstricke, denn das Erste und Bedeutendste in der Beziehung zum Pferd ist die liebevolle und ehrliche Hinwendung zu diesen wunderbaren Wesen. Nur dürfen wir die Bedürfnisse des Pferdes nicht aus den Augen verlieren, und müssen verstehen, dass es auch bei der Liebe um das rechte Maß geht.

Und so wünsche ich mir, dass wir Reiter uns üben in der Empathie und uns immer wieder in Frage stellen, damit wir immer wieder besser erkennen, was unser Pferd sich wirklich von uns wünscht.